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St. Michael in Pforzheim. Die Kunstgeschichte und der Wiederaufbau nach 1945

Der Referent Prof. Dr. Thome mit der Leiterin des Stadtarchivs Dr. Deecke (Foto: Stadtarchiv Pforzheim)

Zu diesem Thema sprach am 28. September 2015 im Rahmen von ‚Montagabend im Archiv‘ der Tübinger Juniorprofessor für Kunstgeschichte Dr. Markus Thome. Fast 50 Besucher folgten seinen Ausführungen zur Geschichte des Wiederaufbaus des wichtigen Pforzheimer Sakralbaus und den kunstgeschichtlichen und denkmalpflegerischen Konzepten, die dabei eine Rolle spielten. Thomes Vortrag fußte auf einem laufenden Forschungsprojekt, das der Referent gemeinsam mit Studierenden am Kunsthistorischen Institut der Universität Tübingen erarbeitet. Die Schlosskirche als „steinernes Geschichtsbuch Pforzheims“ seit dem Mittelalter und – nicht zuletzt durch die markgräfliche Grablege – Zeugnis der historischen Bedeutung der Stadt ist heute zudem eines der wenigen Relikte Alt-Pforzheims in der Innenstadt, eine „Traditionsinsel“ im Stadtbild. Damit steht sie zugleich für einen Wiederaufbau der Rekonstruktion und nicht etwa für den grundlegenden Neuaufbau, der Pforzheims Innenstadt bis heute geprägt hat.
In seinem reich illustrierten Vortrag zeigte Thome durch die ideengeschichtliche Kontextualisierung der Diskussionen um die Restaurierung und den Wiederaufbau der Schlosskirche in die kunst- und architekturgeschichtliche Disziplin die Gemeinsamkeiten dessen, was in Pforzheim gerne als Gegensatzpaar erscheint: völlige Neugestaltung auf der einen und Wiederherstellung des historischen Bauwerks auf der anderen Seite. Denn auch die Schlosskirche wurde nicht exakt im Zustand vor dem 23. Februar 1945 wiederhergestellt, sondern es wurden – wie bei den Neuaufbauplänen für die Stadt – zeitgenössische Idealvorstellungen umgesetzt, deren Geschichte bis in das beginnende 19. Jahrhundert hinein Thome nachzeichnete.

Der Vortrag stand damit auch im Kontext der aktuellen Ausstellung „Sie bauten eine neue Stadt“ im Brötzinger Stadtmuseum, die dort noch bis zum 21.2.1016 zu sehen ist, und dem dazugehörigen im Buchhandel erhältlichen Katalogband.
Zahlreiche Publikumsfragen und -diskussionbeiträge belegen das Interesse, das der Vortrag erregte. Eine Publikation im nächsten Band der „Beiträge zur Stadtgeschichte“ ist in Planung.

Dr. Deecke gab außerdem die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit der Löblichen Singergesellschaft bei ‚Montagabend im Archiv‘ bekannt. Beide Kooperationspartner freuen sich, auch für 2016 ein vielseitiges öffentliches Programm zur Pforzheimer Stadtgeschichte präsentieren zu können.