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„Ich bin jetzt Teil der Herden-Immunität“ – Ein Gespräch mit einer von COVID 19 Genesenen

Aktuell leben 90 Menschen in Pforzheim und im Enzkreis, die an COVID 19 erkrankt waren und inzwischen wieder gesund sind: Ein Gespräch.

Sicher ist sicher: Auch nach überstandener Erkrankung sollte die Handhygiene nicht vernachlässigt werden.

Die 27jährige Mitarbeiterin des Landratsamts lebt in einer Enzkreis-Gemeinde. Am 14. März erkrankte sie an Corona; infiziert hatte sie sich vermutlich im Skiurlaub in Österreich. Seit Anfang der Woche ist sie wieder im Dienst, nachdem die zweiwöchige Quarantäne abgelaufen und sie mehr als 48 Stunden symptomfrei war.

Wie geht es Ihnen?

Gut, sehr gut. Das fragen mich gerade alle, die Kollegen sind da wirklich neugierig, alle wollen wissen, wie es war.

Sie sind ja auch die bislang Einzige hier im Haus…

Ja klar, ich habe so was wie ein Alleinstellungsmerkmal. (lächelt)

Wie ist die Krankheit bei Ihnen verlaufen?

Zwei Tage ging es mir richtig schlecht. Ich habe mich noch nie in meinem Leben so krank gefühlt. Hohes Fieber hatte ich nicht, so 38,5, Husten auch nicht, keine Atemprobleme, aber so starke Kopf- und vor allem Gliederschmerzen, dass ich kaum laufen konnte. Dann wurde es langsam besser.

Was ganz komisch war: Mein Geruchs- und auch der Geschmackssinn waren völlig weg – fast zwei Wochen lang. Ich habe immer mal wieder probiert, an scharfen Sachen gerochen, Essig zum Beispiel, aber da kam gar nichts durch.

Hatten Sie Angst?

Nein, also keine Todesangst. Aber die Nachricht, dass mein Test positiv ausgefallen ist, war schon ein Schock. Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, auch wegen des fehlenden Hustens.

Wie hat Ihr Umfeld reagiert? Gab es Anfeindungen?

Anfeindungen nicht direkt, aber manche Leute haben schon seltsam reagiert. Ich habe natürlich viel telefoniert, und das war richtig anstrengend, weil viele als erstes an sich gedacht haben.

Und die Nachbarschaft?

Man hat schnell ein Stigma. Die Leute drum rum waren vor allem verunsichert, aber ich habe mich ganz streng an die Quarantäne gehalten, das hat sie dann beruhigt.

Wegen Ihnen musste eine Reihe von Kollegen auch in Quarantäne…

Stimmt, ich habe sozusagen sieben Leute von hier mitgenommen, dazu acht Freunde. Vier bekamen auch Symptome und wurden getestet – alle negativ. Die anderen hatten gar nichts. Ich habe zum Glück niemanden angesteckt, weder hier im Amt noch draußen. Auch meine Eltern hatte ich glücklicherweise nicht gesehen, als ich aus Österreich zurückkam.

Und wie ist es nun, danach, für Sie…?

Ich bin ja jetzt ein Teil der Herdenimmunität, das fühlt sich gut an. Ich bin dankbar, dass ich selbst glimpflich davongekommen bin – und dass ich niemand angesteckt habe. Wenn ich mir vorstelle, wegen mir wäre jemand schwer krank geworden oder gar gestorben…

Und ich bin entspannt, denn ich weiß: Ich kann das Virus nicht mehr bekommen. Trotzdem halte ich mich weiter streng an die Regeln, denn ich könnte Corona immer noch übertragen…

Wie das?

Naja, wohl nicht mehr über Husten oder Niesen, aber ich kann ja das Virus an den Händen haben, weil ich etwas angefasst habe, und es so weiterverbreiten. Außerdem – man weiß ja noch viel zu wenig, die Forschung ist erst am Anfang.

Und jetzt sind Sie wieder in der Normalität angekommen?

Ich war diese Woche das erste Mal wieder im Supermarkt. Das war wie einkaufen in einem fremden Land – all die neuen Regeln. Natürlich habe mich die ganze Zeit in der Quarantäne informiert, was in der Welt passiert. Aber es ist schon ein gewaltiger Unterschied, im Fernsehen Bilder zu sehen oder es dann selbst zu erleben.