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Hilfe für versauerte Waldböden - Bodenschutzkalkung im Stadtkreis Pforzheim

Klimastabile Wälder Garanten für sauberes Grundwasser

Kalkausbringung mit dem Hubschrauber (Bildquelle: A. Huber)
Verblasen des Kalks vom Boden aus (Bildquelle: A. Huber)

„Die bundesweite Bodenzustandserhebung II hat gezeigt, dass eine gezielte Kalkung von Waldflächen die Situation hinsichtlich pH-Wert, Basensättigung, Kohlenstoffspeicherung, Vielfalt und Häufigkeit von Bodenlebewesen auf durch Menschen verursachten versauerten oder zur Versauerung neigenden Waldböden deutlich verbessert", erläutert der mit der Bodenschutzkalkung beauftragte Förster Mario Seefelder.

Wie die Forstbehörde der Stadt Pforzheim mitteilt, findet ab 15. Juli 2019 auf Staatswaldflächen der Reviere Büchenbronn und Würmhang eine Bodenschutzkalkung statt. Die zu kalkenden Waldgebiete auf Gemarkung Büchenbronn sind im Bereich des Siedles-, Mühlhauweg und Fischerpfad sowie im Bereich des Hermannsee. In Huchenfeld befinden sich die zu kalkenden Waldgebiete im Bereich des Lottbaumweges sowie entlang der L 574 in Richtung Hohenwart. Auf Gemarkung Würm befinden sich die Flächenschwerpunkte entlang des Schnepfenweges sowie im Bereich des Parkplatzes Käfersteige. Je nach Wetterlage wird die Maßnahme rund drei bis vier Wochen in Anspruch nehmen. In dieser Zeit kann der Waldzutritt räumlich eingeschränkt sein.

„Mit der Ausbringung von Kalk soll die Versauerung der Waldböden abgemildert und die natürlichen Regenerationsprozesse der Böden unterstützt werden. Eine gute Basis für klimastabile Wälder, die viele wichtige Funktionen haben, beispielsweise als Wasserfilter und Erholungsraum" betonte Seefelder. Baden-Württemberg setzt seit rund zehn Jahren Gemische aus Dolomit, Holzasche und Wasser für die Bodenschutzkalkung ein, die entweder mit Hubschrauber ausgebracht oder mittels speziell ausgerüsteter Fahrzeuge vom Boden aus verblasen werden. Eine gesundheitliche Gefährdung für Menschen durch das Kalkmaterial besteht nicht. In den berührten Waldgebieten kommt es während der Ausbringungsarbeiten zu Wegesperrungen. „Waldbesuchende sollten die Sperrhinweise beachten, denn es ist mit einem erhöhten LKW-Verkehr aufgrund der Materialanlieferungen sowie gelegentlich herabstürzenden Klumpen verbackenen Kalkstaubs aus dem Streukübel des Helikopters zu rechnen und es wird kurzfristig ganz schön staubig werden", betont Seefelder.

Es empfiehlt sich, vor dem nächsten Waldbesuch einen Regenschauer abzuwarten, der den Kalkstaub in den Boden spült.

Hintergrundinformation

Baden-Württemberg ist bundesweit eines der waldreichsten Länder. Es ist auf einer Fläche von rund 1,4 Millionen Hektar und zu 39 Prozent von Wald bedeckt.

Bodenversauerung

Die zunehmende Industrialisierung insbesondere im 20. Jahrhundert hat den Zustand der Waldböden nachhaltig beeinflusst. Massive Säureeinträge in den Boden haben dazu geführt, dass Nährstoffe ausgewaschen wurden und es entstand ein für viele Bodenlebewesen zu saures Milieu. Als Folge sind viele Waldböden in ihrer Funktion als Trinkwasserfilter, Pflanzenstandort und Lebensraum nur noch eingeschränkt funktionsfähig. Die Schäden durch die Bodenversauerung aus der Vergangenheit können die Waldböden allenfalls nur zu Teilen selbständig regenerieren, was den Wald als Ökosystem und seine Funktion belastet. Mit dem Kalkungskonzept von ForstBW im Staatswald soll ein natürlicher Bodenzustand, als Grundlage für einen Wald mit hoher Biodiversität und guten Voraussetzungen für den bevorstehenden Klimawandel erreicht werden.

Bodenschutzkalkung im Stadtkreis Pforzheim

Die Planung, Ausschreibung und Überwachung der Durchführung übernimmt die Untere Forstbehörde der Stadt Pforzheim. Für die Planung der Bodenschutzkalkung wurden zahlreiche in einem GIS-System erfasste Informationen über den Bodenzustand durch die Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg in Freiburg herangezogen und durch im Labor ausgewertete Bodenproben ergänzt. Auf diesen Grundlagen werden Karten erstellt, die als Planungsgrundlage der Kalkungsmaßnahme dienen. Darin sind bereits Kalkungsflächen, kalkungsempfindliche Ausschlussbereiche, die geeignete Materialmischung und eine Empfehlung zur Art der Ausbringung dargestellt. Auf Grundlage dieser Karten erfolgt eine Abstimmung mit der Naturschutz- und Wasserbehörde. Die Kalkungsmaßnahmen werden anschließend ausgeschrieben und die Durchführung der Maßnahme vor Ort von den Forstleuten überwacht.

Förderung für Waldbesitzende

Die Europäische Union fördert die Bodenschutzkalkung für Waldbesitzende unter 30 Hektar mit 100 Prozent der entstehenden Kosten. Lediglich die Umsatzsteuer ist nicht förderfähig und muss vom Eigentümer selbst getragen werden. Waldbesitzen-de über 30 Hektar werden mit 90 Prozent der Nettokosten gefördert. Die Preise differieren je nach Ausbringungsverfahren, sowie dem ausgebrachten Material. In be-fahrbaren Lagen (Hanglagen bis 30 Prozent) mit einem gut ausgebauten Wegenetz (Gassenabstand von max. 40 bis 60 Meter) kann ein Bodenverblasefahrzeug eingesetzt werden. In schwer befahrbaren Lagen (Hanglagen über 30 Prozent oder unzu-reichender Feinerschließung) kommen Hubschrauber zum Einsatz, was die Ausbringung um bis zu einem Drittel verteuern kann.

Weitere Informationen zum Thema Wald finden sich auf der Internetseite des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz unter www.mlr-bw.de sowie auf den Seiten des Landesbetriebs ForstBW unter www.forstbw.de.