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Enzkreis - Betrieb unter Quarantäne gestellt: Wie geht es weiter?

Das Landratsamt hat am Donnerstag einen lebensmittelverarbeitenden Betrieb im Enzkreis komplett unter Quarantäne gestellt. Diese Maßnahme wirft für die Bevölkerung viele Fragen auf:

Bild: © CDC/ Alissa Eckert, MS

Wie wurde der Ausbruch entdeckt?

Nach einem positiven Test wurden routinemäßig die Kontaktpersonen des Erkrankten ermittelt. Dabei stellte sich heraus, dass diese Person gemeinsam mit weiteren Mitarbeitern der betroffenen Firma wohnt. Diese Kontaktpersonen der Kategorie 1 wurden ebenfalls getestet und zehn weitere waren ebenfalls positiv. Dieses Ergebnis lag am Ostermontag vor. Daraufhin wurden bereits am Dienstag nach Ostern etwa 240 Mitarbeiter vor Ort im betroffenen Betrieb durch die „Drive-out“-Ärztin getestet.

Wie haben sich die rund 90 Mitarbeiter infiziert?

Die Menschen arbeiten miteinander und da lassen sich Kontakte kaum vermeiden. Hinzu kommt, dass viele der Mitarbeiter gemeinsam wohnen, also zusammen kochen und essen und sich ein Badezimmer teilen. Mit anderen Worten: es reicht ein einziger Mensch, der das Virus eingetragen hat.

Warum darf der Betrieb, obwohl er unter Quarantäne steht weiterarbeiten?

Grundsätzlich hängt diese Entscheidung davon ab, um was für eine Art von Betrieb es sich handelt. Praktisch alle Firmen, die Lebensmittel produzieren oder verarbeiten, gelten als sogenannte „kritische Infrastruktur". Das sind Versorgungssysteme unserer Gesellschaft, ohne die „nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten würden." (Quelle: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe). Gleiches gilt zum Beispiel für Strom-, Gas- und Wasserversorger, die Polizei oder für Krankenhäuser.

Dürfen Mitarbeiter, die positiv getestet wurden, weiter zur Arbeit gehen?

Nein, natürlich nicht. Sie müssen sich für zwei Wochen in häusliche Quarantäne begeben. Auch Mitarbeiter, die zwar negativ getestet wurden, aber Symptome zeigen, dürfen nicht arbeiten. Wer arbeiten gehen darf, muss sich allerdings in eine sogenannte Arbeitsquarantäne begeben, das heißt auch im Betrieb wird darauf geachtet, dass sich keine neuen Infektionsketten bilden. Dazu trägt beispielsweise das Tragen von FFP2-Masken bei. Zudem dürfen sich diese Mitarbeiter nur zuhause und bei der Arbeit aufhalten, aber das Haus beziehungsweise die Arbeitsstätte außer zum Transport zwischen den beiden nicht verlassen. Damit soll erreicht werden, dass die Firma arbeitsfähig bleibt.

Warum kann man ein Gesundheitsrisiko für die Verbraucher dieses Lebensmittels ausschließen?

Dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), auf das u.a. auch das RKI verweist, sagt dazu: „Es sind bisher keine Infektionen mit SARS-CoV-2 über diesen Übertragungsweg (Fleisch) bekannt." Das BfR verweist auf Handhygiene und sagt außerdem: „Da die Viren hitzeempfindlich sind, kann das Infektionsrisiko durch das Erhitzen von Lebensmitteln zusätzlich weiter verringert werden."

Und wie verhält es sich mit anderen Lebensmitteln wie Gemüse oder Salat?

Dem BfR sind bisher keine Infektionen mit SARS-CoV-2 über diese Übertragungswege bekannt. Grundsätzlich, so das BfR, „können Coronaviren durch direktes Niesen oder Husten einer infizierten Person auf Obst oder Gemüse gelangen. Eine Schmierinfektion einer weiteren Person erscheint dann möglich, wenn das Virus kurz danach über die Hände oder die Lebensmittel selbst auf die Schleimhäute des Mund- und Rachenraumes oder die Augen übertragen wird.“ Deshalb solle man bei Zubereitung die Lebensmittel gründlich abwaschen und sich selbst häufig die Hände waschen.

Brot und Brötchen kann man nicht waschen…

Backwaren sind im Einzelhandel in der Regel durch einen Spritzschutz vor Niesen und Husten durch Kunden geschützt, wodurch die Kontaminationsgefahr minimiert wird. Wie gesagt: Das BfR kennt bislang keinen einzigen Fall, bei dem das Corona-Virus über Lebensmittel weitergeben worden wäre.

Was sind die weiteren Schritte beim betroffenen Betrieb?

Am heutigen Freitag wurden weitere Tests durchgeführt, für das gesamte Wochenende sind Testungen vor Ort geplant. Bis Sonntagabend sollen von bis zu 450 weiteren Mitarbeitern Abstriche an die Labore geschickt werden. Sobald weitere Ergebnisse vorliegen, wird das Landratsamt die für den Einzelfall notwendigen Maßnahmen veranlassen.