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Ausstellung „young rebellion“ im A.K.T;

Der Klimawandel, Finanzkrisen, die Corona-Pandemie oder der aktuelle Ukraine-Konflikt - laut aktueller Studien hat ein Großteil der jungen Menschen angesichts wachsender Bedrohungen Angst vor der Zukunft.

© Janusz Czech
© Janusz Czech
© Janusz Czech

Gleichzeitig sind sie der Meinung, dass die Regierungen die drängenden Probleme nicht lösen können und fühlen sich nicht ernst genommen. Hieraus entstanden in den letzten Jahren globale Jugendbewegungen, die die herrschenden Eliten mit stichhaltigen Inhalten und intelligenten Aktionen auffordern, der Bedrohung ihrer Zukunft entgegen zu wirken. Die Reaktionen aus der Bevölkerung und der Politik fallen jedoch gleichgültig, oft sogar aggressiv, überheblich oder abweisend aus.

Die Ausstellung „young rebellion“ vom 7. Mai bis 10. Juli 2022 im A.K.T; in Pforzheim setzt sich mit den Inhalten der globalen Jugendbewegungen auseinander und reflektiert deren Wunsch nach einem gesellschaftlichen Wandel. Malereien, Installationen und Objekte der internationaler und regionaler Kunstschaffender geben Einblicke in die Themen und Gefühlswelten, mit denen junge Menschen konfrontiert sind und für die sie sich einsetzen, daneben portraitieren mehrere Filmbeiträge verschiedene Jugendbewegungen weltweit.

Eines der drängendsten Probleme, für das viele junge Menschen auf die Straße gehen, ist der Klimawandel und dessen spürbare Folgen. Seit den Schulstreiks von Greta Thunberg demonstrieren weltweit regelmäßig Jugendliche u.a. für die Einhaltung der Klimaziele. Kathrin Pitterlings Film „Aufschrei der Jugend - Fridays for Future Inside“, zeichnet ein intimes Portrait junger Klimaaktivist*innen in Deutschland und zeigt, mit welchen Schwierigkeiten sie durch den Wegfall von Demonstrationen in der Corona-Pandemie und Anfeindungen von rechts zu kämpfen haben und dennoch weiter für ihre Ziele einstehen. Daneben vermitteln Fotos, Flyer, Sticker und Protestplakate Eindrücke der Demonstrationen von Fridays for Future in Pforzheim.

Wie sehr die Folgen des Klimawandels bereits jetzt spürbar sind und wie sie unser zukünftiges Leben beeinflussen, wird auch bei den Bildern der Berliner Künstlerin Samira Freitag und der Stuttgarter Künstlerin Claudia Magdalena Merk deutlich: Ihre Malereien und Collagen zeigen dystopische Szenarien, eine Welt im Zusammenbruch und werfen die Frage auf, ob es solche Szenarien sind, die heutigen Jugendlichen in der Zukunft drohen.

Die Installation „Night Swimming“ der israelischen Künstlerin Maya Aroch zeichnet das Gefühl der Ohnmacht der jungen Generation nach, die sich einer Welt voller politischer Kontroversen und Herausforderungen gegenübersieht. So wie exemplarisch der Eisbär durch Klimaveränderungen um seine Heimat fürchten muss und dazu gezwungen wird, sich neue Lebensräume zu suchen, muss die Jugend befürchten, ihren Lebensraum in der Zukunft zu verlieren.

Während Filme wie der vor kurzem bei der Berlinale ausgezeichnete Film „Sab changa si“ von Teresa A. Braggs, der vor dem Hintergrund der landesweiten Studierendenproteste gegen das neue Staatsbürgerschaftsgesetz (Citizenship Amendment Act) in Bangalore gedreht wurde, oder „Never Again - Amerikas Jugend gegen den Waffenwahn“ von Sebastian Bellwinkel über die größten Protesten gegen Waffengewalt seit dem Vietnamkrieg eindrucksvoll zeigen, mit welcher Vehemenz die jungen Menschen für ihre Zukunft einstehen, beschäftigt sich die italienische Künstlerin Ilaria Igliani mit den Folgen der Corona-Pandemie für Jugendliche, die mit Schulschließungen und dem Wegfall von sozialen Interaktionen zu kämpfen hatten:

Das Gefühl, erstarrt zu sein, gefangen in einer Dauerschleife, konfrontiert mit sich wiederholenden Sorgen und Unsicherheit - mit einer Serie von Keramikfiguren bringt die italienische Künstlerin Ilaria Igliani zum Ausdruck, was viele Jugendliche während der Corona-Pandemie erlebt haben. Gekrümmt, in Abwehrhaltung oder wie dem Schicksal ergeben erinnern die Haltungen der Figuren an die Menschen in Pompeji, die im Augenblick des Vulkanausbruches in ihren Körpern gefangen waren.

Ein im Hinblick auf den gegenwärtigen Ukraine-Konflikt sehr aktuelles Werk zeigt der Karlsruher Medienkünstler Benjamin Breitkopf: Sein Essayfilm zeigt auf drei Kanälen eine Suche nach Identität. 2014 reiste er in die Ukraine, um den gerade eskalierenden Konflikt zu dokumentieren. Schnell wurde jedoch klar, dass eine reine Dokumentation unmöglich ist, da die revolutionäre Geschichte aus vielen Erzählungen und Interessen besteht und deutlich wird, dass Territorium, Religion und Arbeit in engster Verbindung mit Nationalität und Identifikation stehen. Mit dem heutigen Blick auf den inzwischen zum Krieg eskalierten Konflikt ergibt sich für Breitkopfs filmischen Essay ein neuer Kontext. Die Jugend, die 2014 noch auf eine bessere Zukunft gehofft hatte, scheint verloren zu haben, die Hoffnung auf grundsätzliche Veränderungen ist in weite Ferne gerückt.

„Die Ausstellung verdeutlicht, welche Themen die Jugendlichen bewegen und wie sehr junge Menschen ihre Zukunft durch den Klimawandel, kriegerische Konflikte oder soziale Ungleichheit bedroht sehen, was sie antreibt und wie sehr sie immer wieder bei den herrschenden Eliten um Beachtung ringen müssen. Mit der Ausstellung wollen wir einladen, über diesen drohenden Konflikt zwischen den Generationen nachzudenken“, erzählt Janusz Czech, künstlerischer Leiter des A.K.T; „Vor allem während der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, dass die Belange von jungen Menschen oft zu wenig Beachtung finden. Mit der Ausstellung wollen wir den zahlreichen Jugendbewegungen, die sich mit hohem Engagement für die Interessen ihrer Generation einsetzen, Raum geben“, ergänzt Almut Benkert, Fachbereichsleiterin Kreativwirtschaft beim Eigenbetrieb Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim.

Wie Jugendliche aktiv an der Mitgestaltung ihrer Stadt beteiligt werden könnten, zeigt das Projekt „Stimme der Jugend“, der Studentin Miriam Neukam, MA Design & Future Making, das im Rahmen der Ausstellung im MADLAB (4. OG des A.K.T;) gezeigt wird. In einem Raum an der Westlichen 1 in Pforzheim arbeitet und kommuniziert sie interaktiv mit Jugendlichen aus der Stadt, um ihnen und ihren Zukunftsvisionen einen Raum zu geben: Wo sehen sie sich und ihre Welt in 10 Jahren? Was uns wie möchten sie verändern? Im MADLAB im A.K.T; kann der Prozess live in seiner Entwicklung mitverfolgt werden.

Die Ausstellung wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und der Werner Wild Stiftung gefördert und findet in Kooperation mit dem EMMA - Kreativzentrum Pforzheim, der Hochschule Pforzheim, agora42 und dem Café Roland statt.

Die Ausstellung ist eine Veranstaltung des Fachbereichs Kreativwirtschaft des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim.

Ausstellung young rebellion

Wann: 7. Mai bis 10. Juli 2022
Do - Sa 15 - 19 Uhr, So 11 - 19 Uhr
Wo: A.K.T; Theaterstraße 21 75175 Pforzheim

Vernissage 6. Mai 2022, 19 Uhr
Begrüßung: Janusz Czech, künstlerischer Leiter A.K.T;
Gesprächs mit: Julia Sophia Schmid, Junge Liste Stuttgart-Mitte, und Nisha Touissant-Teachout, Fridays for Future Stuttgart

Moderation: Eneia Dragomir, agora42

Im Anschluss: Konzert der Indie/Noise/Psychedelic Band „Valtava“ aus Stuttgart

Die Ausstellung ist am Abend der Vernissage von 19 bis 22 Uhr geöffnet.

Mit Werken von:
Maya Aroch
Benjamin Breitkopf
Samira Freitag
Daniel Goehr
Ilaria Igliani
Claudia Magdalena Merk
Petrol Girls
Arwin Alipour-Yeganeh
Oliver Zwink

Mit folgenden Filmbeiträgen:
„Never again - Amerikas Jugend gegen den Waffenwahn“ von Sebastian Bellwinkel
Dokumentation über jungen Aktivismus von Franz Böhm
„Sab change si“ von Teresa A. Braggs
„UND JETZT WIR!“ - Eine Generation schlägt Alarm von Susanne Erler
„Aufschrei der Jugend - Fridays for Future Inside“ von Kathrin Pitterling

Programm zur Ausstellung:
Young rebellion
14. Mai 2022, Pforzheimer Museumsnacht, geöffnet bis 23 Uhr
15. Mai 2022, Internationaler Museumstag, 15 Uhr Führung mit Co-Kurator Thomas Olze
10. Juli 2022, Finissage im Rahmen von „Alfons & EMMA. Quartiersfest an der Enz“: 11 Uhr: Führung mit dem künstlerischen Leiter Janusz Czech; 15 Uhr: Führung mit Co-Kurator Thomas Olze; 11 - 18 Uhr: Künstlerische Aktion mit dem Institut für kritische Verschwörungstheorie
MADLAB, 4. OG
7. Mai bis 10. Juli 2022
Stimme der Jugend. Laufendes Designforschungsprojekt von Miriam Neukam, MA Design & Future Making, 2. Semester, in Kollaboration mit Jugendlichen der Stadt Pforzheim